Haslach, den 14.04.2021

Statt Tauschfest gibt es Tipps zum Gärtnern

Der Haslacher Verein Naturkost Kiebitz e.V. und der BUND Ortenau als Teile des Aktionsbündnis „Gentechnikfreie Ortenau“ geben Tipps zu samenfesten Sorten. Coronabe-dingt abgesagt werden muss das Pflanzen- und Samentauschfest in Unterentersbach, das für Ende April geplant war.

 

Haslach/Zell-Unterentersbach (red.lr)

Der April kann noch so wechselhaft sein: Die Arbeit im Garten hat trotzdem vielerorts schon begonnen. Samen und vorgezogene Setzlinge warten auf ihren Einsatz im Freien, und Hobbygärtner*innen freuen sich über Gelegenheiten zum Austausch sowohl von Pflanzenmaterial als auch von Infos und Erfahrungen.

 

Da das Pflanzen-und Samentauschfest auf dem Demeterhof Reber in Unterentersbach aber ausfallen muss, will das Aktionsbündnis „Gentechnikfreie Ortenau“ als Veranstalter stattdessen ein paar Tipps und Informationen für nachhaltiges Gärtnern weitergeben.

 

Vielfalt statt Konzerninteressen

 

Biodiversität ist nicht nur im Hinblick auf Insekten oder wildwachsende Pflanzenarten wichtig, die biologische Vielfalt spielt auch bei den Nutztierrassen und Nutzpflanzen eine wichtige Rolle. Denn zum erfolgreichen Anbau auf verschiedenen Standorten, bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und wechselndem Schädlingsdruck braucht es auch eine große Vielfalt bei den Obst-, Gemüse- oder Getreidepflanzensorten. Gerade auch im Hinblick auf die Erderwärmung und die drastischen Änderungen der Temperatur- und Niederschlagsverteilung ist es wichtig, auf eine große Auswahl verschiedener Varianten zurückgreifen zu können.

 

Leider konzentriert sich die professionelle Saatgutherstellung weltweit inzwischen auf wenige Konzerne. Diese sind bestrebt, sich immer mehr Patente zu sichern – auch mit Hilfe von gen-technischen Verfahren. Dabei wird völlig vernachlässigt, dass die Sorten und der allergrößte Anteil ihrer typischen Eigenschaften durch zum Teil jahrhundertelangen Anbau und Auslese entstanden und somit eigentlich Gemeingut sind.

 

Profitorientiere Konzerne dagegen bringen vor allem solches Saatgut in Umlauf, das nicht mehr selbst nachgebaut werden kann oder darf. Samen der sogenannten Hybridpflanzen oder von Pflanzen, für die ein Patentschutz gilt, müssen dann jedes Jahr nachgekauft werden. Außerdem benötigen viele der inzwischen gängigen, ertragreichen Sorten zum Gedeihen hohe Düngergaben oder den Einsatz von Pestiziden. Landwirtschaftlich und gärtnerisch Tätige werden abhängig vom Angebot der Konzerne wie Bayer/Monsanto, DowDuPont und Syngenta. Dadurch ist die Sortenvielfalt in Europa nach Schätzung von Fachleuten bereits um 90% zurückgegangen.

 

Samenfeste Sorten

 

Umso wichtiger ist es, samenfeste Sorten anzubauen, also solche, die man selbst problemlos aus Samen, Knollen usw. im Folgejahr wieder bauen kann. Vielfach sind in ländlichen Gebieten noch regionale Sorten im Umlauf. Sie entsprechen nicht immer den Vorgaben des europäischen Sortenrechtes, das die Erfassung von Sorten an ein schwieriges und teures Verfahren knüpft, und dürfen deshalb nicht offiziell verkauft werden. Häufig sind sie aber gut an die gegebenen Verhältnisse angepasst und widerstandsfähiger als hochgezüchtete Sorten. Einige Saatguthersteller haben sich auf anerkannte, samenfeste Sorten spezialisiert. Die Bingenheimer Saatgut AG beispielsweise erlaubt den Nachbau ihrer Pflanzen grundsätzlich immer für den privaten Gebrauch. Alle Sorten mit der Bezeichnung „Kultursaat e.V.“ (und evtl. weitere auf Nachfrage) dürfen sogar gewerblich genutzt werden. 

 

Die Nachzucht samenfester Sorten im eigenen Garten ist also ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Ernährungssicherheit und Unabhängigkeit von großen Konzernen – und zumindest bei manchen Arten weniger schwierig als man denken mag: Samenfester Feldsalat kann z.B. einfach dadurch weiter vermehrt werden, dass man im Frühling einige Pflanzen im Garten stehen lässt, bis sie blühen und die Samen reif werden, die sich dann selbst aussäen. Auch samenfeste Tomaten oder Paprika lassen sich aus den Kernen weiter vermehren. Bei manchen Arten, z.B. Zucchini, muss dagegen darauf geachtet werden, dass die Blüte nicht mit anderen Arten fremdbestäubt wird. 

 

 

Auch wenn das Pflanzen- und Samentauschfest in diesem Jahr ausfallen muss, spricht nichts dagegen, Pflanzen für Nutz- und Ziergarten auch in größerer Anzahl vorzuziehen, zu verschenken oder mit Freunden, Verwandten oder Nachbarn zu tauschen. Vielleicht erlauben die Corona-Vorschriften im Sommer ja ein gemeinsames Tomatensorten-Testen, bei dem man sich seine Lieblingssorten für das kommende Jahr aussuchen kann.

 

Text: Petra Rumpel / Lars Reutter

Dieser Artikel erschien im Offenburger Tageblatt am 16. April 2021

  

Tomatenvielfalt aus dem eigenen Garten (Foto: Hanni Schaeffer)



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